Donnerstag, 29. März 2018

[Upcycling] Keksschachteln #2

Buch mit koptischer Bindung
Liebt ihr Shortbread auch so sehr wie ich? Und manchmal sieht die Verpackung so schick aus, dass sie eigentlich zu schade zum Wegwerfen ist, also habe ich sie aufbewahrt und leistete mir nun gute Dienste als Testobjekt. Statt wie bei diesem Buch eine japanische Blockbindung zu verwenden, wollte ich für dieses Buch gern eine koptische Bindung machen.


Allerdings ist die Schachtel etwas instabil und ich hatte Angst, dass der Faden die Schachtel beschädigt. Um Graupappe mit der Schachtel klassisch zu beziehen, ist sie dann aber doch zu fest. Daher habe ich es quasi "umgekehrt" gemacht: Graupappe mit Elefantenhaut bezogen und das Motiv der Schachtel passgenau ausgeschnitten und aufgeklebt.

Buch mit koptischer Bindung: Buchdeckel mit Elefantenhaut bezogen
Das hat sehr gut funktioniert und das Ergebnis als Buchdeckel gefällt mir sehr gut. Der Rest ist nun eine koptische Bindung nach dieser klassischen Anleitung.


Dies war ein kleiner Vorversuch, weil ich nämlich einige Cerealien-Schachteln aufgehoben hatte, die ich gern verarbeiten wollte. Was daraus geworden ist, zeige ich euch beim nächsten Mal. :)

Bis bald,
eure Gerdi





Anleitung: koptische Bindung Variante 1
Anleitung: koptische Bindung Variante 2

Donnerstag, 22. März 2018

[Upcycling] Keksschachteln #1

Keksschachtel-Upcycling
Immer wenn ich Lebensmittel kaufe, denke ich mir, dass all diese Lebensmittelverpackungen doch noch für mehr verwendet werden könnten als nur im Müll zu landen, nachdem ich die Kekse in Rekordzeit verputzt habe. ;) Vor allem weil viele Verpackungen eigentlich sogar ein richtig schönes Design haben.

Keksschachtel-Upcycling
Tatsächlich kann man die meisten Verpackungen noch zum Buchbinden verwenden. Am einfachsten ist das natürlich mit leeren Schachteln, da sich Papier gut verarbeiten lässt. Aber man kann auch Verpackungsfolie verwenden, wie ich das z.B. bei diesem Buch gemacht habe. Folie ist natürlich schwieriger zu verarbeiten, da der normale Buchbinderleim auf der glatten Oberfläche der Folie nicht haften bleibt, aber dafür gibt es einen Trick, den ihr im verlinkten Beitrag nachlesen könnt.

Keksschachtel-Upcycling - Buch mit japanischer Blockbindung
Zurück zu dem hier gezeigten Buch: Irgendwann hatte ich mal die Schachtel der wohl mit am bekanntesten Kekse überhaupt aufgehoben, um damit beim Buchbinden zu experimentieren. Die Schachtel ist nicht so stabil wie die Graupappe mit 1,5 bis 2 mm Dicke, die ich sonst meist für Buchdeckel verwende. Um Graupappe damit ganz klassisch zu beziehen, dafür ist die Schachtel natürlich zu dick, aber ich dachte mir, dass sie völlig unbearbeitet als Buchdeckel für eine einfache japanische Blockbindung gut geeignet sein sollte.

Also habe ich ein paar Papierreste und die Schachtel auf die richtigen Größen zugeschnitten, mit meinem Papierbohrer einige Löcher gebohrt und mit verschiedenen Farben Stickgarn zu einem kleinen Buch vereint.

Japanische Blockbindung
Das Schöne an der japanischen Blockbindung ist, sie ist unglaublich variabel und vielfältig, kommt ganz ohne Leim aus (vorausgesetzt man macht keine bezogenen Buchdeckel) und ist meist ruckzuck fertig. Eignet sich auch prima, um eine lose Blattsammlung zu binden, sofern man an der Innenseite, wo die Löcher sein werden, genug Platz hat, um hinterher noch alles lesen zu können. Damit wären wir dann bei dem kleinen Nachteil dieser Bindung: man kann die Bücher leider nicht gut aufschlagen.

Japanische Blockbindung

Mein Lebensgefährte hatte sogleich die Idee, dass das kleine Büchlein daher am besten als Daumenkino geeignet wäre. Fehlt nur noch die Umsetzung - darin bin ich ehrlich gesagt nicht so gut. Es mangelt weniger an Ideen, mir mangelt es an zeichnerischem Talent. Aber wer weiß, vielleicht versuche ich mich irgendwann an einem Daumenkino. :)

Was macht ihr mit euren leeren Keksschachteln? :)

Bis bald,
eure Gerdi




Anleitung: japanische Blockbindung

Donnerstag, 15. März 2018

Frühlingsschmetterlinge


Ein Fotoalbum - mal wieder. :) Es ist schon vor über einem Jahr entstanden, weil wir nämlich für dieses Album langsam einen Nachfolger brauchten. In diesem Album sammeln mein Lebensgefährte und ich kleine Erinnerungsstücke: Kino-, Konzert- und Theaterkarten, Fotos, kleine Anekdoten...


Auch dieses Album hat meine favorisierten Maße von ca. 25 x 25 cm und es kam auch hier wieder Fotokarton zum Einsatz. Der ist einfach sehr stabil, aber ich möchte in Zukunft auf das kräftige Skizzenpapier zurückgreifen, das ich zum ersten Mal für dieses Fotoalbum ausprobiert habe und sehr toll fand.


Dieses wunderschöne Papier für den Einband habe ich übrigens vor drei Jahren in Dresden gekauft, in einem kleinen Papierladen im Kunsthof. Die haben eine unglaublich große und schöne Auswahl. Im Nachhinein bin ich ein bisschen traurig, dass ich nicht viel mehr Papier gekauft habe, denn viele Motive, die es dort gab, habe ich so nirgends mehr gefunden. Vor allem die hier gezeigten Schmetterlinge gab es noch in anderen Farben - falls ihr wisst, wo sonst man dieses schöne Japanpapier kaufen kann (denn Dresden ist für mich, die ich im Saarland lebe, nicht gerade um die Ecke), freue ich mich über eure Tipps in den Kommentaren.
Oder vielleicht habt ihr ganz generell Tipps, wo man richtig schönes Papier kaufen kann? Wo kauft ihr am liebsten? Ich gehe zum Beispiel sehr gerne in diesen kleinen Papierladen. :)

Bis bald,
eure Gerdi




Anleitung Fotoalbum
Anleitung Halbgewebeband
Anleitung Leinenecken



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Donnerstag, 8. März 2018

[Anleitung] Two-Needle-Coptic-Stitch: Koptische Bindung mit zwei Nadeln

Bücher mit Two-Needle-Coptic-Stitch
Man kann eine koptische Bindung auch mit zwei Nadeln herstellen, wodurch sich weitere Gestaltungsmöglichkeiten ergeben, zum Beispiel die Verwendung von verschieden farbigen Fäden. Außerdem kann man mit dieser Methode ebenfalls gewährleisten, dass an den äußeren Reihen ein Zopfmuster entsteht, was mit unserer hier gezeigten "alten" Methode nicht klappt. Auf dieses "Problem" bin ich bereits in meiner neu aufgelegten Anleitung für die koptische Bindung eingegangen und habe darin eine mögliche Variante gezeigt, damit auch die äußeren Reihen ein schöneres Muster erhalten, aber ich finde, dass die Methode mit zwei Nadeln insgesamt noch schönere Zopfmuster hervorbringt.

Daher möchte ich euch heute zeigen, wie man eine koptische Bindung mit zwei Nadeln herstellt.

Sollte in meiner Anleitung der eine oder andere unbekannte Begriff dabei sein, könnt ihr ja mal in unserem Glossar vorbeischauen. Da haben wir viele spezifische Wörter rund um's Buchbinden schon erklärt. Und falls doch noch etwas unklar bleibt, freue ich mich über eure Fragen in den Kommentaren.

Koptische Bindung mit zwei Nadeln

(Two-Needle-Coptic-Stitch)

Man nehme:
Papier für den Buchblock
(hier: 32 Blatt graues Skizzenpapier 120 g/m², 10,5 x 14 cm)
Graupappe 1,5 bis 2 mm dick
(Motiv-)Papier zum Einbinden und Kaschieren der Buchdeckel
Buchbinderzwirn, Garn, o.ä. (nicht dicker als ca. 1 mm)
Buchbinderleim, z.B. Elasta N
Ahle
2 Buchbindernadeln
Lineal
Cutter
Falzbein

Vorbereitete Lagen und Buchdeckel

Das Vorgehen:

Schritt 1: Zunächst müssen die Buchdeckel und das Papier für den Buchblock vorbereitet werden. Da dies hier im Blog bereits gezeigt und erklärt wurde, verweise ich der Einfachheit halber auf die ersten Absätze der Anleitungen für die koptische Bindung bzw. für diese kombinierte Variante.
Hier habe für Buchdeckel und Papierlagen die gleiche Größe gewählt.

Wichtig: Für die Variante mit zwei Nadeln brauchen wir eine gerade Anzahl an Löchern in den Lagen und den Buchdeckeln. Die endgültige Anzahl ist frei wählbar, in meinem Beispiel hier zeige ich es mit vier Löchern.

Schritt 2: Achtet darauf, dass ihr nun die vorbereiteten Buchdeckel und Papierlagen ordentlich übereinander gestapelt bereit legt. Das macht die Übersicht einfacher.
Nun schneiden wir unser Garn zu. Abhängig von der Anzahl der Löcher brauchen wir für je zwei Löcher einen eigenen Faden. Ich messe den Faden grob am Buchrücken entlang ab, und nehme ungefähr 7x die Höhe des Buchrückens (Anzahl meiner Lagen halbiert + 3 Längen extra). In meinem Beispiel nehme ich einen weißen und einen schwarzen Faden. Man könnte auch zwei gleichfarbige Fäden nehmen oder jede andere Farbkombination, die man mag. :)

Vorbereitete Fäden
Schritt 3: Nun werden die Fäden in die erste Lage eingefädelt. Jeder Faden geht durch zwei Löcher und sollte ungefähr zur gleichen Länge am Rücken der Lage aus den Löchern herausschauen. Bei mir sieht das nun so aus:

Eingefädeltes Garn in der ersten Lage

Eingefädeltes Garn an der ersten Lage
In meinem Beispiel hier habe ich für einen Faden nicht die direkt benachbarten Löcher gewählt, sondern ein Loch übersprungen. Das führt später dazu, dass zwei verschiedene Farben miteinander verknotet werden. Haben wir dieselbe Farbe bei zwei benachbarten Löchern, werden die Knoten einfarbig. Man kann sich wohl vorstellen, dass hier viele Variationen möglich sind, also probiert euch vielleicht einfach mal durch. :)

Schritt 4: Jetzt kommen die beiden Nadeln ins Spiel. Ich fange links bei den beiden benachbarten Löchern an und fädele je eine Nadel auf den weißen und auf den schwarzen Faden.

Schritt 5: Nun wird der Buchdeckel an der Lage befestigt: Faden von außen nach innen durch das Loch des Buchdeckels stechen. (Ob ihr den Faden innen oder außen am Faden, der aus der Lage herauskommt, vorbeiführt, ist prinzipiell egal, es ist aber empfehlenswert, sich bei den beiden zusammengehörigen Löchern für die gleiche Seite zu entscheiden. Ich zeige es jeweils außen.)

Two-Needle-Coptic-Stitch: Schritt 5

Zum Schluss nehmen wir die nächste Lage auf und führen den Faden durch das erste Loch dieser zweiten Lage.

Schritt 6: Nun befestigen wir den Faden am zweiten Loch genauso am Buchdeckel wie schon in Schritt 5 und führen ihn weiter durch das zweite Loch der darüber liegenden Lage hinein.

Schritt 7: Die beiden Fäden müssen nun jeweils verknotet werden, hierzu habe ich euch zum (hoffentlich) besseren Verständnis das folgende Schema aufgezeichnet:

Klick auf's Bild macht groß



Sieht erstmal kompliziert aus, ist aber nicht schwierig. Wir konzentrieren uns zuerst auf den Faden, der jetzt innen in der 2. Lage aus dem 2. Loch herauskommt. Im Schema ist dieser Faden blau dargestellt.  Wir führen ihn innen in der Lage entlang zum 1. Loch heraus. Dann hinter den beiden bereits vorhandenen Fäden vorbei, noch nicht ganz straff ziehen, sondern eine offene Schlaufe lassen und dort durch, dann festziehen. Dazu habe ich euch das Schema im roten Kästchen oben noch einmal etwas größer aufgezeichnet:


Klick auf's Bild macht groß



Genauso verfahren wir nun auch mit dem anderen Faden, den wir bereits in Schritt 5 in das 1. Loch der 2. Lage geführt hatten, nur quasi spiegelverkehrt. In dem Schema oben ist dieser Faden grün dargestellt.

Schritt 8: Nach dem Festziehen der Knoten nehmen wir nun wieder eine weitere Lage auf und führen jeden Faden durch das jeweils darüber liegende Loch dieser neuen Lage hinein. Aus dem jeweils anderen Loch wieder herauskommen und ähnlich verknoten wie in Schritt 7:
a. Faden hinter dem Knoten der vorherigen Lagen durchführen, aber noch nicht ganz straff ziehen.
b. Eine kleine Schlaufe lassen, Faden hindurchführen und straff ziehen, dadurch entsteht ein Knoten.
In folgendem Foto ist die Fadenführung zu sehen, auch wenn hier schon mehr Lagen zu sehen sind:

Two-Needle-Coptic-Stitch: Schritt 8

Schritt 9: Im Prinzip wiederholen wir nun immer wieder Schritt 8 für beide Fäden im Wechsel und fügen so nach und nach die weiteren Lagen hinzu. Bei mir sieht das anschließend so aus:

Two-Needle-Coptic-Stitch
Schritt 10: Nun müssen wir noch den Buchdeckel befestigen. Wenn wir bei der letzten Lage angelangt sind und dort wie gewohnt verknotet haben, wird der jeweilige Faden wie in Schritt 5 um den Buchdeckel geführt und fixiert (a-c):

Klick auf's Bild macht groß
a. Von außen nach innen durch das Loch des Buchdeckels stechen.
b. Faden hinter dem aus der Lage kommenden Faden vorbeiführen, aber noch nicht ganz straff ziehen.
c. Eine kleine Schlaufe lassen, Faden hindurchführen und straff ziehen, dadurch entsteht ein Knoten.
Und nun die Besonderheit: wir müssen noch einen zweiten Knoten machen, und zwar nicht an derselben Stelle, auch nicht zwischen der letzten und vorletzten Lage, sondern noch eins tiefer wie auf dem Foto zu sehen.
d. Faden hinter dem Knoten zwischen der vorletzten und drittletzten Lage vorbeiführen, aber noch nicht ganz straff ziehen.
e. Eine kleine Schlaufe lassen, Faden hindurchführen und straff ziehen, dadurch entsteht ein Knoten. Anschließend die Nadel zurück durch das Loch der letzten Lage stechen, wo der Faden anfänglich herauskam. Wenn möglich dabei am Faden vorbei stechen und nicht hindurch.
Das machen wir natürlich auch mit dem zweiten Faden.




Schritt 11: Nun haben wir innen in der Lage zwei Fäden stehen. Die können wir nun noch jeweils verknoten und kürzen.


Two-Needle-Coptic-Stitch: Schritt 11
Schritt 12: Den ersten Teil haben wir geschafft. Nun haben wir hier noch zwei weitere Fäden an den beiden übrigen Löchern zum Bearbeiten:

Two-Needle-Coptic-Stitch: Schritt 12
Die Nadeln werden jetzt auf diese beiden Fäden aufgefädelt (vergleiche Schritt 4). Anschließend müssen wie oben bereits gezeigt die Schritte 5 bis 11 auch hier wiederholt werden.

Two-Needle-Coptic-Stitch: nach Wiederholung der Schritte 5 - 9
Two-Needle-Coptic-Stitch: Fäden innen verknotet

Mein Buch ist jetzt fertig:

Buch mit Two-Needle-Coptic-Stitch
Sollte euer Buch mehr als vier Löcher haben, dann verfahrt ihr mit den weiteren Löchern immer paarweise wie oben gezeigt. Wie man sich vielleicht denken kann, kann man hier auch variieren, welche zwei Löcher immer gemeinsam parallel mit den Fäden verknotet werden. Hier ein Beispiel für sechs Löcher, wo die Knoten keinen Farbwechsel aufweisen, trotzdem habe ich zwei verschiedene Farben verwendet:

Buch mit Two-Needle-Coptic-Stitch: Sechs Löcher
Ich finde, die Zopfmuster werden mit dieser Technik richtig schön.

Zum Schluss noch ein paar wichtige Tipps:
1. Damit ein gleichmäßiges Zopfmuster entsteht, ist es wichtig, den Faden immer aus derselben Richtung hinter den Knoten vorbeizuführen, z.B. immer von der linken Seite.

2. Der Faden sollte immer straff gezogen werden, nachdem er durch ein Loch geführt wurde, aber nicht zu fest. Ein Gefühl dafür bekommt man mit Übung und Erfahrung. :)

3. Die Schlaufe, durch die der Faden beim Verknoten immer gezogen wird, sollte offen sein, d.h. nicht noch in sich verdreht oder Ähnliches:


4. Für ein schönes Ergebnis sollte das verwendete Garn oder Zwirn nicht zu dünn sein.

5. Falls euer Faden nicht reicht bis ganz zum Ende, ist das gar nicht schlimm. Lasst ihn innen an einem Loch der betroffenen Lage ein Stück überstehen. Fädelt euch neuen Faden in der gleichen Farbe auf und macht beim nächsten Loch weiter. Innen könnt ihr die beiden losen Enden miteinander verknoten.

6. Noch einfacher kann man den Faden hinter den Knoten vorbeiführen, wenn man eine gebogene Nadel verwendet.

7. Üben, üben, üben... Je mehr man übt, desto gleichmäßiger werden die Knoten am Buchrücken. :)



Ich hoffe, meine Anleitung für diese Variante der koptischen Bindung mit zwei Nadeln war einigermaßen verständlich. Ich habe das Gefühl, dass es schwieriger ist, es zu erklären und auf Fotos zu zeigen. Ich bin aber leider nicht gut darin, Videos zu machen, aber es gibt natürlich genug Videos anderer Leute im Internet, die diese Technik zeigen. :)
Falls ihr noch mehr Anregungen braucht, findet ihr noch mehr Anleitungen zum Buchbinden in unseren Tutorials.

Bis bald,
eure Gerdi


Hinweis: Die verlinkten Seiten dienen lediglich zur Information und sind nicht gesponsort (d.h. ich werde nicht dafür bezahlt).

Donnerstag, 1. März 2018

[Anleitung] Koptische Bindung - Reloaded

Vielleicht fragt ihr euch: wieso gibt es zwei Anleitungen für eine koptische Bindung hier im Blog? Lange habe ich überlegt, ob und wie ich die bereits vorhandene Anleitung (verfasst vom Bücheronkel) ergänzen könnte, um meine neu gewonnenen Erkenntnisse mit euch zu teilen, doch mir schien es am einfachsten, eine eigene, neu aufgelegte Anleitung zu schreiben. Denn häufig wurde ich schon gefragt, wie man denn eigentlich das schöne Zopfmuster der koptischen Bindung nicht nur bei den mittleren Strängen erhält, sondern auch bei den ganz äußersten?

Beispiele: Zopfmuster auch an der äußeren Reihe mit Hilfe der hier gezeigten Anleitung

Beispiele: kein gleichmäßiges Zopfmuster an der äußersten Reihe nach der "alten" Anleitung
Lange wusste ich darauf auch keine Antwort, doch nachdem ich zuletzt einige Bücher mit der koptischen Bindung gebunden habe und mir Anregungen im Netz gesucht hatte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Hier möchte ich nun zeigen, wie man eine weitere mögliche Variante für eine koptische Bindung herstellen kann.

Sollte in meiner Anleitung der eine oder andere unbekannte Begriff dabei sein, könnt ihr ja mal in unserem Glossar vorbeischauen. Da haben wir viele spezifische Wörter rund um's Buchbinden schon erklärt. Und falls doch noch etwas unklar bleibt, freue ich mich über eure Fragen in den Kommentaren.

Koptische Bindung

Man nehme:
Papier für den Buchblock
(hier: 32 Blatt graues Skizzenpapier 120 g/m², 10,5 x 14 cm)
Graupappe 1,5 bis 2 mm dick
(Motiv-)Papier zum Einbinden und Kaschieren der Buchdeckel
Buchbinderzwirn, Garn, o.ä. (nicht dicker als ca. 1 mm)
Buchbinderleim, z.B. Elasta N
Ahle
Buchbindernadel
Lineal
Cutter
Falzbein


Das Vorgehen:

Schritt 1: Zunächst müssen die Buchdeckel und das Papier für den Buchblock vorbereitet werden. Da dies hier im Blog bereits gezeigt und erklärt wurde, verweise ich der Einfachheit halber auf die ersten Absätze der Anleitungen für die koptische Bindung bzw. für diese kombinierte Variante.
Für die hier gezeigte Anleitung habe ich meine Buchdeckel auf die selbe Größe geschnitten wie die Papierlagen, anschließend bezogen und über Nacht beschwert zwischen Brettern trocknen lassen.

Bei der hier gezeigten Variante der koptischen Bindung spielt es keine Rolle, wieviele Löcher gestochen werden oder ob die Anzahl der Löcher gerade oder ungerade ist - wichtig ist nur, dass die Papierlagen und die Buchdeckel die gleiche Anzahl an Löcher haben.

Vorbereitete Lagen und Buchdeckel
hier: 8 Lagen (je 4 Blatt), 5 Löcher
Schritt 2: Achtet darauf, dass ihr nun die vorbereiteten Buchdeckel und Papierlagen ordentlich übereinander gestapelt bereit legt. Das macht die Übersicht einfacher.
Schneidet nun den Faden zu und fädelt ihn durch die Nadel. Für die richtige Länge kann folgende Faustformel helfen:
[Anzahl Lagen + Anzahl Buchdeckel] x [Höhe Buchrücken] + [3 x Höhe Buchrücken]

In meinem Beispiel wäre das:
Anzahl Lagen = 8, Anzahl Buchdeckel = 2, Höhe Buchrücken = 10,5 cm
(8+2) x 10,5 cm + 3 x 10,5 cm = 136,5 cm
So genau muss man das nicht berechnen, lieber etwas mehr Faden haben als zu wenig, wobei auch zu wenig kein Weltuntergang wäre. :) Ich messe den Faden immer grob entlang des Buchrückens ab, so oft wie ich eben Lagen und Buchdeckel habe, plus zwei bis drei Längen extra als Sicherheit.

Schritt 3: Nun nehmt ihr den obersten Deckel und legt ihn mit der Außenseite nach unten an den Tischrand vor euch hin, die Löcher zeigen zu euch. Wenn ihr nun die erste Papierlage aufnehmt, um sie darauf zu legen, müsst ihr sie genauso wenden wie den Buchdeckel.
Wenn euch das hilft, könnt ihr vorher mit Bleistift eine kleine Markierung auf allen Lagen machen, z.B. immer in der rechten oberen Ecken, damit die Lagen immer in der gleichen Orientierung gedreht werden.

innen Faden stehen lassen
Jetzt beginnen wir mit dem Heften beim 1. Loch der ersten Lage und führen den Faden von innen nach außen. Der Faden wird ganz durchgezogen, ihr solltet aber innen 5-10 cm zum späteren Verknoten stehen lassen. (Solange das noch nicht verknotet ist, aufpassen, dass man den Faden nicht rauszieht. Am besten mit einer Hand festhalten.)



Klick auf's Foto macht groß

a. Nun führen wir den Faden von außen nach innen durch das 1. Loch im Buchdeckel, ganz durchziehen.
b. Mit der Nadel hinter dem Faden, der nun um den Buchdeckel liegt, vorbei, aber noch nicht ganz fest ziehen.
c. Eine kleine, offene Schlaufe lassen und den Faden durch die Schlaufe führen.
d. Den Faden straff ziehen, dadurch entsteht ein Knoten. Zum Schluss mit der Nadel zurück durch das Loch der Lage, aus dem der Faden anfänglich gekommen ist.
Achtet dabei darauf, dass ihr nicht durch den Faden, der aus dem Loch herauskommt, durchstecht, sondern daran vorbei.

Schritt 4: Der Faden wird nun weiter durch das 2. Loch geführt. Im Prinzip verfahren wir nun mit allen Löchern dieser Lage / Buchdeckel wie in Schritt 3.
Bevor wir weiter arbeiten, können wir den Faden, den wir am ersten Loch innen in der Lage haben stehen lassen, noch zweimal verknoten:

Verknoten, ein zweites Mal wiederholen

Schritt 5
Schritt 5: Wenn wir beim letzten Loch der ersten Lage angekommen sind und wie oben gezeigt den Knoten gemacht haben, führen wir den Faden nicht wie zuvor zurück durch das Loch der gleichen Lage, sondern wir nehmen die zweite Lage auf und führen den Faden durch das vorgestochene Loch dieser neuen Lage.


Schritt 6: Als nächstes führen wir den Faden wieder beim nächsten Loch hinaus und verknoten wieder ähnlich wie oben:

Klick auf's Foto macht groß

a. Aus dem Loch herausstechen.
b. Der Faden muss hinter dem Knoten der Lage darunter vorbeigeführt werden, das geht am einfachsten, wenn man mit der Nadel neben dem Knoten unter dieser Lage hineingeht.
c. Am besten das Buch aufklappen, um die Nadel auf der anderen Seite neben dem Knoten wieder herausführen zu können.
d. Nadel auf der anderen Seite neben dem Knoten wieder herausziehen, noch nicht ganz straff ziehen.
e. Den Faden zuerst noch durch eine kleine offene Schlaufe führen, dann den Knoten festziehen.
f. Mit der Nadel zurück durch das Loch stechen, aus dem zuvor der Faden heraus kam - daran denken: am Faden vorbei stechen, nicht hindurch.

So bearbeiten wir die zweite Lage weiter Loch für Loch bis zum Ende. Wie in Schritt 5 nehmen wir die dritte Lage auf, um den Faden an jedem Loch wie in Schritt 6 zu verknoten. Auch die vierte Lage bearbeiten wie zuvor, mit einem kleinen Unterschied:

Schritt 7: Sind wir nun am letzten Loch der 4. Lage angelangt, müssen wir ab jetzt immer bei den äußeren Löchern zweimal verknoten, damit auch in dieser Reihe ein Zopfmuster entsteht: Die Knoten werden genauso ausgeführt wie bereits gezeigt, der Unterschied zu vorher ist nur, dass der erste Knoten direkt an der Lage darunter ausgeführt wird (a + b), der zweite Knoten noch eins tiefer (c + d), ich zeige das kurz:

Klick auf's Bild macht groß
Schritt 8: So fügen wir alle weiteren Lagen Stück für Stück wie oben beschrieben hinzu. Der Trick für ein Zopfmuster an den äußersten Reihen ist, ab der 4. Lage am letzten Loch immer zweimal  wie in Schritt 7 zu verknoten. Ich gebe zu, dass das Zopfmuster nicht ganz so schön wird wie an den inneren Reihen, aber schon sehr viel besser als mit der "alten" Methode.

Schritt 9: Sind wir bei der letzten Lage beim letzten Loch angelangt und haben wie gewohnt verknotet, wird nun der Buchdeckel noch befestigt:

Klick auf's Foto macht groß
a. Wir stechen von außen nach innen durch das Loch im Buchdeckel.
b. Den Faden zwischen der letzten Lage und der darunter hinter dem Knoten vorbeiführen.
c. Wie gewohnt durch eine offene Schlaufe führen und straff ziehen. Zurück durch das Loch der letzten Lage, aus dem der Faden ursprünglich kam und weiter zum nächsten Loch.
Genauso befestigen wir den Buchdeckel auch an den anderen Löchern.

Schritt 10: Fast geschafft - nachdem das Ende unseres Fadens wieder im Buch ist, verknoten wir diesen noch wie oben bei Schritt 4 bereits gezeigt. Zum Schluss wickele ich den Faden immer noch ganz gern bis oben um die Fäden, damit nicht einfach nur ein kleines Stück absteht:



Fertig ist euer Buch mit koptischer Bindung, das nun auch an den äußeren Reihen hoffentlich ein Zopfmuster haben sollte! :)

Buch mit koptischer Bindung


Buch mit koptischer Bindung


Zum Schluss noch ein paar wichtige Tipps:
1. Damit ein gleichmäßiges Zopfmuster entsteht, ist es wichtig, den Faden immer aus derselben Richtung hinter den Knoten vorbeizuführen, z.B. immer von der linken Seite.

2. Der Faden sollte immer straff gezogen werden, nachdem er durch ein Loch geführt wurde, aber nicht zu fest. Ein Gefühl dafür bekommt man mit Übung und Erfahrung. :)

3. Die Schlaufe, durch die der Faden beim Verknoten immer gezogen wird, sollte offen sein, d.h. nicht noch in sich verdreht oder Ähnliches:


4. Für ein schönes Ergebnis sollte das verwendete Garn oder Zwirn nicht zu dünn sein. Es kann auch sein, dass bei nicht ganz so dickem Garn wie hier vielleicht schon bei der 3. Lage am äußersten Loch doppelt verknotet werden muss, mit der Übung bekommt man ein Auge dafür.

5. Falls euer Faden nicht reicht bis ganz zum Ende, ist das gar nicht schlimm. Lasst ihn innen an einem Loch der betroffenen Lage ein Stück überstehen. Fädelt euch neuen Faden auf und macht beim nächsten Loch weiter. Innen könnt ihr entweder die beiden losen Enden miteinander verknoten, oder ihr verknotet jedes Ende einzeln wie oben in Schritt 4.

6. Noch einfacher kann man den Faden hinter den Knoten vorbeiführen, wenn man eine gebogene Nadel verwendet.

7. Üben, üben, üben... Je mehr man übt, desto gleichmäßiger werden die Knoten am Buchrücken. :) Ich muss auch noch ein bisschen mehr üben. :D

Ich hoffe, meine Anleitung zur koptischen Bindung war verständlich und hat euch gefallen. Falls ihr noch mehr Anregungen braucht, findet ihr noch mehr Anleitungen zum Buchbinden in unseren Tutorials. Es gibt außerdem auch die Möglichkeit, die hier gezeigte Variante mit der "alten" Variante zu kombinieren, falls euch z.B. die einfachen Schlingen am Buchrücken besser gefallen. Ich bin gespannt, was ihr ausprobiert, und freue mich über Rückmeldungen und Meinungen. :)

Nächste Woche zeige ich euch dann, wie man noch eine weitere Variante für eine koptische Bindung herstellen kann, und zwar mit zwei Nadeln parallel. Der Blogbeitrag zur Technik mit zwei Nadeln ist HIER zu finden.

Wenn ihr Lust habt, dann zeigt mir doch eure fertigen Bücher und ich pinne sie an meine Pinnwand bei Pinterest. :)

Bis bald,
eure Gerdi
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